Die Nacht war, wie immer, ausgesprochen ruhig und so konnte ich mich richtig ausschlafen, um jetzt mal schnell die neuen Fotos von unserer gestrigen Tour einzustellen und ein paar Zeilen dazu zu schreiben.
Wir hatten uns ja das Ziel ausgesucht, soweit als möglich an den 1813 m hohen Gipfel des weithin sichtbaren Berges "El Peñagolosa" heran zu kommen.

Wo war ich gestern Abend noch stehen geblieben? Ach ja, bei den blühenden Mandelbäumen.

Die Straßen stiegen stetig an und wir mussten sogar einige Pässe überfahren, um an den Fuß des höchsten Berges dieser Gegend heran zu kommen.

Das Ziel hatten wir schon kurz nach dem Start unserer Fahrt vor Augen, aber als wir näher heran kamen, konnte man die Höhe des Gipfels viel besser erkennen. Hier befindet man sich ja fast auf dem Höhenniveau des Meeres, wenn man zum Gipfel schaut, ganz im Gegensatz zu den Alpen, in denen die Täler meist schon weit über 500 m hoch liegen.

Und so schraubten wir uns ganz allmählich immer weiter in die Höhe. An fast jeder Lichtung wurde angehalten, um den traumhaft schönen Anblick der Landschaft von "Castellón de la Plana" auf sich wirken zu lassen.

Wir waren nicht ganz allein, soviel stand jetzt fest, aber diese beiden Rindviecher waren die einzigen Säugetiere, die wir hier oben am Berg gesehen haben. Auf der gut 4 Stunden langen Fahrt über die fast 50 km lange Schotterpiste haben wir hier oben nicht eine einzige menschliche Person gesehen.

Gut, dass unser Borossi diese Strapazen so gut verdauen kann, denn wenn wir hier eine Panne gehabt hätten, wäre es ein richtiges Problem geworden, den Wagen wieder in die "Zivilisation" zu bekommen. Aber es war zum Glück ja nicht nötig.

Und dann war es soweit, wir erreichten die höchste Stelle des Berges, die man ohne das Ingnorieren eines Verbotschildes anfahren konnte. Der Anblick des Gipfels war von dieser, der nördlichen Seite her, deutlich unspektakulärer als von der Südseite. Allerdings wären wir auf der Südseite auch nicht so hoch gekommen, denn dort erhebt sich die Felswand fast senkrecht hinauf zum Gipfel.

Immerhin haben wir eine Höhe von 1511 m erreicht. 300 m unterhalb des Gipfels war die Piste durch ein Gatter versperrt, was wir auch voll und ganz respektieren. Wir hätten die Strecke zum Gipfel auch zu Fuß aufsteigen können, aber das hätte inklusive Aufenthalt am Gipfel und dem anschließenden Rückweg zum Buggy auch nochmals gute 3 Stunden gedauert. Dazu war es also schon zu spät, vielleicht klappt es ja ein anderes Mal.

Immerhin hatten wir eine beeindruckende Fahrt durch eine traumhaft schöne Landschaft und konnten den "Abstieg" ins Tal ebenso genießen, wie den "Aufstieg".

Zum Glück zeigte sich uns die Südwand des "Peñagolosa" von ihrer schönsten Seite und die Luft hier oben war stark von den vielen Blüten der Sträucher aromatisiert.

Mach mal Pause..... wir hatten für die Tour eine Brotzeit und reichlich Wasser dabei, denn die Strecke war auf die Dauer ganz schön anstrengend. Dass wir etwas essbares in den Händen hielten, blieb allerdings nicht lange unbemerkt.

Wir staunten nicht schlecht, als sich plötzlich große Schatten um uns herum am Boden bewegten. Und als wir uns umschauten woher diese Schatten kamen, stellten wir fest, dass es außer uns auch noch andere hungrige Mäuler, sorry, Schnäbel gab.

Da wir diese großen Vögel auch schon in den Pyrenäen, in der Provence und in Kroatien gesehen haben, vermuteten wir, dass es sich um ziemlich große Exemplare des Gänsegeiers handeln könnte.

Eindrucksvoll und ohne jeglichen Flügelschlag zogen sie über unseren Köpfen ihre Kreise und beobachteten uns ganz genau. Mein erster Gedanken lautete:"Die Geier warten schon!"

Wir konnten aus der kurzen Distanz heraus sehr schön erkennen, wir sich die Köpfe der Vögel während des Fluges immer wieder in unsere Richtung drehten und genau beobachteten, ob sie nicht vielleicht auch was Fressbares ergattern können. Hier haben wir eine ganze Zeit verbracht und zugeschaut und fotografiert.

Nun sollte es aber wieder weiter gehen, denn die Fahrzeit für den Rückweg zum Campingplatz hatte ich mit nochmals 1,5 - 2 Stunden kalkuliert. Also schnell nochmal ein letzter Blick zum "El Peñagolosa" und weiter geht es über die Schotterpiste zum nächsten Bergdorf.

Dieses Dorf war allerdings absolut verlassen und es gab hier keine Menschenseele mehr. Trotzdem mussten wir natürlich einen Blick durch die zugewachsenen Gassen machen und schauten dabei in fast jede Ruine. Na zumindest konnten wir einige schöne Fotografien von diesem Ort mit zu uns nach Hause nehmen. Schaut am besten selbst.

Wie mag das Leben wohl damals, als der Ort noch bewohnt war, für die Menschen gewesen sein. Die Häuschen waren gedrungen und hatten kleine Räume. Die Treppen in das obere Stockwerk waren eng und steil.

Hinter fast jedem Haus gab es einen kleinen Hinterhof mit einem Gärtchen für den Gemüseanbau. Aus manchen Gärten wuchsen inzwischen recht große Mandelbäume und setzten mit ihren üppigen Blüten frische, farbliche Akzente zwischen den alten Steinen.

Andere Hinterhöfe waren von Sträuchern und Kräutern überwuchert. In dem gesamten Areal des Dorfes roch es nach frischen Gewürzen, wie Thymian, Rosmarin, oder Majoran. Eine Wohltat für die Nase und dazu diese unendliche Ruhe. Für einen Mitteleuropäer, so wie wir beiden es sind, ein paradiesisches Fleckchen Erde.

Und wohl auch bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich dieser Ort nicht in eine wilde Mülldeponie verwandelt hat. Es lag kein überflüssig gewordener Wohlstandsmüll zwischen den eingefallenen Häusern herum. So hatte dadurch selbst diese "Geisterstadt" mit ihren alten Wohnhausruinen noch ihren ganz eigenen und ausdrucksvollen Charme behalten.

Die letzte Etappe, die wir auf einer asphaltieren Straße zurücklegten, führte uns dann noch durch die am Berghang gelegene Stadt Lucena del Cid, welche uns zum Abschied aus dieser schönen Region noch einmal mit einem harmonischen Panoramabild belohnte.
Etwa 90 Minuten später waren wir dann wieder an unserem Wohnmobil und freuten uns darüber, dass wir an diesem Tag ein so schönes Erlebnis hatten.